Aktien, ETFs, Anleihen und vieles anders ist hervorragend geeignet, um ein Vermögen aufzubauen. Im Entscheidungsprozeß kommt man auch zu der Frage, welcher Broker ist der geeignete.
Bei der Vielzahl von Anbietern kommt immer wieder auch DEGIRO hoch. Ist also DEGIRO eine Alternative für den privaten Investor?
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Vorwort
Dieser Artikel basiert auf einer ausgiebigen Onlinerecherche. Ich habe dazu jedoch kein Depot eröffnet und auch keinen aktiven Handel vorgenommen. Insofern beziehe ich mich auf alle Informationen, die ich finden konnte.
Wer und was ist das?
DEGIRO ist – und ich zitiere jetzt mal von deren Webseite – lt. eigener Aussage der „erste Großhandelsbroker für Privatanleger“ und ermöglicht weltweit zu „bemerkenswert günstigen Gebühren zu handeln“.
Gegründet wurde DEGIRO 2008 in den Niederlanden. Im ersten Schritt wurde 2013 der Handel für Retailinvestoren geöffnet und 2014 dann auch für Privatinvestoren in Deutschland. Der Broker ist neben Deutschland und den Niederlanden mittlerweile in insgesamt 18 europäischen Ländern ansässig und tätig.
DEGIRO verzeichnet ein enormes Wachstum. So sind bspw. die jährlichen Transaktionen von knapp 1 Million (2. Quartal 2015) innerhalb von 3 Jahren auf gut 4 Millionen angestiegen. Im gleichen Zeitraum haben die geführten Depotkonten von 50.000 auf gut 300.000 zugelegt. Lt. den aktuellen Halbjahrestzahlen 2018 schlägt DEGIRO Transaktionen im Wert von über 50 Milliarden € pro Jahr um.
An wen richtet sich DEGIRO?
Neben Retailern seit gut 4 Jahren auch den privaten Anleger. Dabei fokussiert sich der Broker auf das sog. Trading, also aktive Ordern von Aktien, ETFs Co. Der interessierte Anleger muss seine Wunschpapiere also selber per Kauf- bzw. Verkauforder handeln.
Wie funktioniert DEGIRO?
Im Grunde unterscheidet sich der Broker nicht von den anderen. Es muss ein Depot eröffnet werden, welches schnell und einfach durch innovative Lösungen wie Online-Verifikation vorgenommen werden kann. Dazu kommt ein Referenzverrechnungskonto. Dieses wird – so hat es für mich den Anschein – direkt mit Depoteröffnung ebenfalls eröffnet.
Will man als Investor los legen, muss man das Referenzverrechnungskonto mit Geld füttern. Dieses geht entweder per normaler Überweisung oder mittels des Dienstleister SOFORT, welches mittlerweile eine Tochter der Klarna Group aus Schweden ist. Mehr dazu weiter unten. Mit normaler Überweisung muss man meist 2-3 Werktage warten, bis das Geld auf dem Referenzkonto gutgeschrieben und damit zum Handeln verfügbar ist.
Will man Aktien, ETF & Co. handeln, schweigt die Webseite etwas, was Mindestvolumen betrifft. Ich vermute, dass man ab 1.000 € pro Transaktion loslegen kann.
Wie teuer ist DEGIRO?
Nun, nach eigener Aussage sind sie extrem günstig. Schaut man sich die Beispiele dort an, glaubt man dem schnell und gerne. Doch leider ist der Broker-Gebührenvergleich für den normal Sterblichen sehr intransparent, da man nur mit Endsummen konfrontiert wird. Wie sich diese jedoch zusammensetzen, bleibt erstmal offen. Nur mit viel Mühe und Abgleich der Preisübersichten der einzelnen im Vergleich genannten Broker war ein Abgleich möglich, der die Aussage von DEGIRO – zumindest im Ansatz – bestätigt. Hier wäre es wünschenswert, wenn man die Zusammensetzung deutlicher machen würde.
Bei ETFs sah das Ganze dann doch sehr verwirrend aus. Einerseits gibt DEGIRO an, dass ETFs Gebühren kosten und verweist dann jedoch wieder in einer Preisübersicht auf diverse kostenlose ETFs. Ein Beispiel ist der auf der Webseite genannte ETF iShares MSCI World. Im Preisvergleich wird eine Order von 1.000 € mit Kosten von 2,38 € angezeigt. Schaut man sich dann die Übersicht der kostenlosen ETFs an, wird dieser dort jedoch aufgeführt. Somit fragt man sich, was nun zählt – zahlen oder nicht zahlen, ist hier die Frage.
Zusätzlich bietet DEGIRO einen Kostenrechner auf der Webseite an. Doch leider ist dieser eher eine Art Spielzeug. So kann man keine bestimmten Aktien oder ETFs auswählen, um die Kosten zu ermitteln, sondern nur allgemeine Hauptkategorien.
Was kann für bzw. gegen DEGIRO sprechen?
Die Fragestellung und damit verbundene Antwort ist für jeden Interessierten individuell als gut oder schlecht zu beantworten, da es vom eigenen Geschmack und der eigenen Anlagestrategie abhängt.
Jene, die gerne automatisch z. B. mit Sparplänen in ETFs investieren wollen, sind bei DEGIRO leider außen vor. Aktuell (Stand 05/2019) bietet der Broker keine Anlage von und damit Invest mit Sparplänen an. Diese Information war leider nur mit der Suche auf der Webseite zu finden, welches dafür schnell und gut funktionierte. Der Anleger muss also erstmal Geld ansammeln und dann jeweils selber die Kauforder setzen.
DEGIRO ist damit eine klare Traderplattform. Als Anleger muss man somit selber tätig werden und entsprechende Order für Aktien, ETFs & Co platzieren.
Des Weiteren muss man sich im Klaren sein, aufgrund der Konstruktion von DEGIRO, weder eine Bank noch ein typischer Online-Broker, und dem Sitz in den Niederlanden, fällt DEGIRO nicht unter die Einlagensicherung von 100.000 € wie z. B. deutsche Broker. Als Einlagensicherung bietet DEGIRO eine sog. „Einlagengarantie für Investmentgesellschaften“, die ein Anlagekapital in Höhe von 20.000 € absichert.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Thema „Steuern“. DEGIRO hilft dem Anleger leider nicht viel bei den Steuern. Zwar werden Jahresübersichten erstellt, doch diese sind – auch nach Aussage von DEGIRO – eher Hilfsmittel. So wird auch keine Kapitalertragssteuer aufgeführt, wie man es von deutschen Banken und Brokern kennt. Auch hier heißt es, die relevanten Informationen aus dem Jahresüberblick selber zusammentragen. Einzig die Quellensteuer bei Dividendenzahlungen wird einbehalten.
Was spricht gegen DEGIRO?
Hier kommt jetzt etwas Subjektivität ins Spiel und somit besteht die Wahrscheinlichkeit, dass der eine oder andere Leser das anders sieht – vollkommen in Ordnung!
DEGIRO kooperiert wie oben geschrieben mit der SOFORT GmbH, die wiederum seit 2014 eine Tochter der schwedischen Klarna Group ist.
Die Kooperation besteht darin, dass man als Kunde per SOFORT direkt Geld auf das Referenzkonto überweisen kann. SOFORT ist ein Zahlungsdienstleister und stellt eine Schnittstelle zwischen dem Kunden, DEGIRO und der Bank des Kunden dar.
Will man Geld per SOFORT überweisen, muss man neben seiner Kontoverbindung (IBAN / BIC) auch seine PIN zum Konto und die TAN für den Auftrag eingeben und damit an SOFORT übergeben. Dieser Punkt ist schon ein sensibler, da man seine privaten Konto- und Zugangsdaten an Dritte abgibt, was noch gegen gültige Geschäftsbedinungen der Banken spricht, solange PSD2 nicht aktiv ist. Hier gäbe es bessere Alternativen, wie bspw. giropay. Doch oben drauf setzt SOFORT noch zwei andere „no-go“ für mich: 1. es wird eine Anfrage an die SCHUFA übermittelt, wo durch ein Eintrag dort vorgenommen wird und zudem eine Schwächung des Scores mit sich bringt. 2. SOFORT macht auch noch eine Kontostandsabfrage! Somit erhält ein Dritter mal eben Informationen, die ihn – meiner Meinung nach – nichts angehen. Dieses Ganze wird – auch von SOFORT – unter dem Deckmantel der Kundenverifikation und Bonitätsprüfung vorgenommen. Doch warum? Wenn ich eine Überweisung mache, wird mein Institut schon sagen, ob das geht oder ob nicht.
Hinzukommt, dass die Klarna Group als Zahlungsdienstleister aktuell keinen guten Ruf in Deutschland genießt. So liest man oft, dass es bei der Rechnungsabwicklung zu Fehlern bis zu verfrühten Mahnverfahren kommt. Auch der Support ist nicht der beste – von Erreichbarkeitsproblemen bis zu mangelhafter Unterstützung.
Da wie weiter oben geschrieben, DEGIRO auch die normale Überweisung unterstützt, kann jeder Interessent selber wählen und abwägen, ob er SOFORT nutzen möchte. Ich persönlich habe vor langer Zeit festgelegt: Händler, die SOFORT anbieten, sind bei mir raus!
Fazit
Ob DEGIRO etwas für einen ist, hängt von der eigenen Anlagestrategie ab und ob man gewillt sowie diszipliniert genug ist, alles selber zu machen.
Jene, die selber tätig werden wollen oder gezielt in Aktien investieren und den Aufwand in Punkto Steuern nicht scheuen, ist der Broker einen oder mehrere Blicke wert. Da DEGIRO neben SOFORT auch die normale Überweisung anbietet, haben auch Kritiker von SOFORT eine Alternative.
Hier ist jedoch zu empfehlen, die Hilfeseiten von DEGIRO aufzusuchen und zu studieren.
Gehört man jedoch zu denen, die regelmäßig und ohne Aufwand investieren möchten, z. B. per ETF-Sparpläne, dann ist DEGIRO keine Option. Gleiches gilt beim Thema Steuern, wenn man keine Lust und Zeit hat, sich damit auseinandersetzen zu müssen, sollte man nicht zu DEGIRO gehen.
Linksammlung
DEGIRO (Webseite)
Gebührenvergleich von DEGIRO
FAQs zu Steuern (Helpcenter von DEGIRO)
Preisverzeichnis von DEGIRO
Halbjahresbereicht 2018 von DEGIRO
Informationen zu SOFORT Überweisung (Wikipedia)
SOFORT GmbH (Webseite)
Klarna Group (Webseite)
Artikel zur Übernahme von SOFORT durch Klarna (Computerwelt)