Nachwuchs & Vermögensaufbau

Sparschwein mit Münzstapeln

Verfasst am: 13.08.2019

Vielleicht gibt es nichts Schöneres als die Planung und Ankunft von Nachwuchs. Wenn er oder sie dann endlich da ist, freut man sich umso mehr über ihn als auch die Aufmerksamkeiten der Familie, Bekannten und Freunde. Oftmals – gerade aus Richtung der Groß- und evtl. Urgroßeltern – regnet es dann auch etwas mehr oder weniger Geld. Man selber als Eltern als auch die Großeltern machen sich dann ggf. auch Gedanken um das Thema Geldanlage und Vermögensaufbau für die Kleinen.

Ewiglebende Klassiker

Immer noch stehen die Klassiker des Sparbuchs oder des Sparbriefes, auch in abgewandelter Form von festverzinslichen Anlagen, bei den Großeltern an erster Stelle. Doch lohnen sich diese Formen der Geldanlage für die Kleinen seit Jahren nicht mehr. Aktuell kann man froh sein, wenn es bis zu 0,5% Zinsen gibt. Doch auch vor 10 Jahren war es nicht besser – standen da zwar bis zu 2,5% auf der Habenseite, stellte sich die Inflation in fast gleicher Höhe dagegen.

Auch die beliebten Ausbildungsversicherungen sind heute – wie damals – zwar auf dem Papier attraktiv und erscheinen sinnvoll, doch effektiv mit einem Zinsniveau von 1-1,5% pro Jahr wenig hilfreich.

Dabei ist die Geldanlage und der Vermögensaufbau für den neugeschlüpften Nachwuchs absolut sinnvoll, wenn nicht gar notwendig, insbesondere wenn aus den lieben Kleinen ambitionierte Große geworden sind. Die Schule ist irgendwann zu Ende und die Frage, ob Ausbildung oder Studium ist zu beantworten. Letzteres kann kostspielig werden. Dabei werden die Kleinen auch irgendwann erwachsen und die Wünsche und Ziele mehr und größer, wie bspw. der Traum vom ersten eigenen Auto.

Doch was kann man machen?

Eine Menge! Denn was für uns als Erwachsene mit Vermögensaufbau und Altersvorsorge funktioniert, kann problemlos auf den neuen Nachwuchs adaptiert werden.

Das richtige Mindset

Auch für den Nachwuchs ist das richtige Mindset entscheidend. D. h. es sollte langfristig gedacht und Vermögen aufgebaut werden und damit einen Anlagezeitraum von mindestens 15 Jahren, wenn nicht gar besser bis zur Volljährigkeit mit 18 Jahren haben.

Wichtig bei der langfristigen Anlage ist, zu bedenken, dass sich bis zum Ziel die Gegebenheiten ändern können: Zinsniveaus ändern sich vielleicht, Aktienmärkte steigen und können ebenso längere Durststrecken haben usw. In diesen Phasen heißt es einen klaren Kopf und die Ruhe bewahren sowie am langfristigen Ziel festhalten.

Hierbei ist zu bedenken, dass eine entsprechende Rendite nicht ohne ein gewisses Maß an Risiko erreicht wird. Sehr einfach gesprochen gilt: je höher erreichbare Renditen proklamiert werden, umso höher ist auch das Anlagerisiko. Den vor Jahren oft beworbenen Anlagehype einiger Anbieter, der 8-10 % Zinsen pro Jahr bei Null Risiko versprach, gab es nicht, gibt es nicht und wird es nie geben! Man schaue sich nur das Sparbuch an: magere, wenn man Glück hat, bis zu 0,5% pro Jahr bekommt man. Dafür stehen dem Sparbuch diverse Sicherungen seitens der Bank oder Sparkasse entgegen. Ergo: Sparbuch = sicher = wenig Rendite! Im Vergleich dazu die Aktie eines aufstrebenden StartUps: im 1. Jahr satte 20% Zuwachs, im 2. Jahr immer noch gut 15%, doch im 3. Jahr der Konkurs. Ergo: Aktie = hohes Risiko = hohe Rendite!

Welche Geldquellen gibt es bzw. könnten berücksichtigt werden?

Die lieben Kleinen haben im Vergleich zu uns Erwachsenen ja gefühlt einen großen Pool an Geldquellen.

Da sind die Großeltern und Verwandten, die ob zur Geburt oder Geburts- wie Feiertagen vielleicht gerne mal den einen oder anderen Schein rüberschieben.

Dann ist da Vater Staat, der die Eltern mit Kindergeld unterstützt. Ab 204,00 € für das 1. und 2. Kind bis zu 235,00 € ab dem 4. Kind.

Eine weitere Quelle sind wir Eltern, die (hoffentlich) den Kinder Finanzen und den Umgang beibringen, z. B. in Form von Taschengeld.

Geld anlegen? Die zwei Bausteine-Taktik

Ähnlich wie bei uns Erwachsenen sollte man das Geld zwischen kurzfristig verfügbaren Mitteln und langfristiger Anlage aufteilen.

Der kurzfristige Baustein

Bei dem kurzfristig verfügbaren Geld steht der Klassiker wieder an erster Stelle: das altehrwürdige Sparbuch

Da für die Kleinen noch kein Giro- oder Tagesgeldkonto eröffnet werden kann, je nach Institut ist dieses erst ab 12 Jahren oder älter möglich, bleibt nur das Sparbuch. Dieses können Eltern im Namen ihres Nachwuchses eröffnen und sind dann die Verfügungsberechtigten. Das kann sich je nach Bank oder Sparkasse sogar zum Teil lohnen, denn diese geben oftmals „KinderSparbücher“ heraus, die einen Staffelzins haben. Das bedeutet: für eine bestimmte angesparte Summe gibt es teils bis zu 3,00% Zinsen pro Jahr. Für jeden weiteren Euro dann jedoch nicht mal mehr 0,5%.

Der Vorteil ist, dass man als Elternteil – je nach Institut – bis zu 2.000,00 € oder 3.000,00 € innerhalb eines Kalendermonats abheben kann. Gleichzeitig kann dieses auch ein Nachteil sein, wenn größere Anschaffungen oder Ausgaben notwendig sein sollten. Letzteres halte ich persönlich jedoch für vernachlässigbar, denn immerhin wollen wir als Eltern ja Geld für das Kind anlegen und vermehren.

Dann sollte man mehr als einen Gedanken an die gute alte Spardose verschwenden. Es mag belustigend wirken, doch kann eine Spardose, die strategisch gut positioniert ist, z. B. im Kinderzimmer oder am Kinderbett, verwandtschaftlichen Besuch animieren das eine oder andere Geldstück oder Scheinchen springen zu lassen. Bei mir hat es zumindest bereits erfolgreich funktioniert.

Der langfristige Baustein

Der langfristige Baustein sollte ein breit diversifiziertes Wertpapierdepot sein, am besten mit einem hohen Aktienanteil. Breit diversifiziert heißt: breit gestreut über viele Unternehmen, Branchen und Länder. Doch: „HALT!“ Stand nicht weiter oben, was von Aktien seien riskant, weil sie höher Renditen bringen. Ja, das ist richtig! Diesem entgegnet man durch Diversifikation – in kurz: statt alles auf eine Karte (= ein Unternehmen, eine Aktie) zu setzen, verteilt man das Risiko auf eine Vielzahl von Unternehmen und damit eine Vielzahl von Aktien. Es gibt massenhaft Studien als auch Fachbücher bereits seit den 1960er Jahren, die zeigen, dass entsprechend diversifizierte Wertpapierdepots im „long run“, also bei entsprechend langer Anlagedauer – mind. 15 Jahre bzw. darüber hinaus -, jährlich ca. 8% Rendite pro Jahr abwerfen. Natürlich kann man aus der Vergangenheit nur bedingt Zahlen für die Zukunft ableiten, doch inflationsbereinigte Renditen, also nach Abzug der jeweiligen Inflation – von 5% und mehr sind nicht unrealistisch und damit deutlich denen von Sparkonten & Co. vorzuziehen.

Wie sollte das Depot aufgebaut sein?

Das Ziel sollte sein, ein Depot aufzubauen, das breit diversifiziert ist und zudem risiko- als auch renditeoptimiert.

Diversifikation

Um das Ziel der Diversifikation zu erreichen, sollte man vermeiden Einzelaktien, z. B. von Facebook oder Amazon zu kaufen. Der Grund ist ganz einfach: geht das jeweilige Unternehmen ist das Geld futsch!

Eine momentan populäre Lösung ist die Anlage in ETFs. Bei ETFs, ausgesprochen Exchange Trading Funds, handelt es sich um an der Börse notierte und gehandelte Fonds, die bestimmte Indizes abbilden. Diese ETFs gibt es einerseits für bestimmte Länder, wie USA, Deutschland, Brasilien, als auch Regionen, bspw. Nordamerika, Europa bis hin zu Schwellenländern, die China, Brasilien und mehr beinhalten. Des Weiteren gibt es sie auch für verschiedene Branchen, u. a. Automatisierung, Digitalisierung, Immobilien, Rohstoffe u. v. m.

Ein Vorteil von ETFs ist es, dass sie durch die Abbildung eines Indexes eine Vielzahl von Unternehmen anteilig beinhalten und je nach Struktur über diverse Länder verteilt.

Ein Beispiel ist der sog. MSCI World. MSCI steht für Morgan Stanley Capital International, einem US-amerikanischen Finanzdienstleister. Der „World“ beinhaltet in einem Fonds Unternehmen aller 23 sog. Industrieländer aus mehr als 10 verschiedenen Branchen. Zu den Industrieländern zählen, u. a. die USA, Kanada, Deutschland, Frankreich, Großbritannien bis hin zu Australien und Hong Kong. Dabei bedient der ETF Branchen wie Konsum, IT, Banken und Finanzen als auch Telekommunikation, Immobilien und Gesundheitswesen. Als Unternehmen beinhaltet er anteilig Größen wie Microsoft, Apple, Facebook als auch Johnson & Johnson oder Nestlé und VISA, um einige der TOP 10 Unternehmen zu nennen. Insgesamt beinhaltet der ETF über 1.600 Unternehmen!

Hier wird ein Vorteil eines ETFs recht schnell deutlich: Facebook bspw. ist in MSCI World mit ca. 1,1% anteilig vertreten. Sollte obiges Beispiel eintreffen, also Facebook untergehen, wäre im schlimmsten Fall „nur“ 1,1% des angelegten Geldes betroffen – statt 100% bei Anlage in Einzelaktien. Dieses ist jedoch nur ein theoretisches Problem, da der Index in einem solchen Fall eine interne Umverteilung bzw. auch Neuaufnahme eines anderen Unternehmens durchführen würde. In der Realität würde der Kurs des ETF nur kurzzeitig schwanken.

Weitere Vorteile von ETFs sind, dass sie sehr günstig sind. So kosten ETFs je nach Anbieter und Indexabbildung zwischen 0,1% und 0,5% pro Jahr. Zum Vergleich: viele andere, in dem Fall aktiv verwaltete, Fonds kosten teils zwischen 2% – 4% pro Jahr!

Risiko-Rendite-Optimierung

Die Optimierung von Risiko und Rendite erreicht man ebenfalls durch die oben bereits angedeutete Diversifikation über Länder, Branchen und Unternehmen. Hinzukommt die Verteilung auf verschiedene sog. Anlageklassen. Anlageklassen lassen sich wie folgt beschreiben: es handelt sich um eine Gruppe von Anlagen, die gleichartig mit gemeinsamen Merkmalen sind

Ein Beispiel: liquide Mittel

Ein Girokonto wie auch Tagesgeld oder Sparbuch zeichnet sich dadurch aus, dass die vorhandenen Geldmittel schnell verfügbar sind, sie zudem abgesichert werden und wenig Rendite abwerfen. Man kann sie als Anlageklasse „Bargeld“ bezeichnen.

Daneben gibt es Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Immobilien oder auch Rohstoffe sowie Sachwerte, wie bspw. Schmuck, Antiquitäten, Oldtimer oder Kunstwerke / Gemälde.

Durch eine sinnvolle Verteilung der Geldanlage auf Bargeld, Aktien & Co. erreicht man zwei Dinge: die Diversifikation und die Optimierung des Risiko-Rendite-Verhältnisses.

Nachfolgend drei mögliche ETF-Depotzusammenstellungen.

Einfache Version

Das Ziel ist Einfachheit: was immer Sie als Barreserve vorhalten möchten, legen Sie auf ein Sparbuch oder in die Spardose. Der Rest geht in ein Depot mit nur zwei ETFs.

Der erste ETF sollte ein Aktien-ETF auf Industrieländer sein. Damit haben Sie alle 23 Industrieländer und gleichzeitig über 1.600 Unternehmensaktien abgedeckt!

Der zweite ETF sollte ein Aktien-ETF auf die sog. Schwellenländer (Emerging Markets genannt) sein. Dieser beinhaltet Länder wie China, Korea, Taiwan als auch Indien, Brasilien bis hin zu Russland und deckt weitere 1.100 Unternehmen ab.

Man kann im wahrsten Sinne des Wortes sagen: zwei ETFs und einem gehört die ganze (Aktien-)Welt!

Schwellenländer sind riskanter als Industrieländer, z. B. aufgrund von Währungsschwankungen, höher Inflation und noch zu einem Entwicklungsland – im Börsensinne! – gezählt werden.

Daher sollte eine Anlage nicht 1:1 verteilt sein, also gleiche Anteile in „World“ und „Emerging Markets“.

Empfohlen wird meist eine 70%:30%-Verteilung, also 70% des Anlagebetrages in „World“ und 30% in „Emerging Markets“.

Mittlere Version

Dieses Beispiel geht einen Schritt weiter als das vorherige und bezieht einen weiteren ETF ein. Das Grundgerüst bleibt vorhanden: Bargeld, doch einen weiteren ETF für europäische Staatsanleihen.

Der erste ETF ist wieder ein MSCI World.

Der zweite ETF bleibt der MSCI Emerging Markets.

Der dritte, neue ETF ist ein Anleihen-ETF auf kurzläufige europäische Staatsanleihen. Kurzläufig bedeutet, dass die Anleihen eine max. Anlagezeit von bis zu 3 Jahren haben. Der Vorteil ist, dass diese aufgrund der eigenen langen Anlagezeit öfter durchgetauscht werden (durch neue kurzläufige Anleihen) und damit die neuen Anleihen an evtl. Zinsniveauanpassungen ausgelegt sind. Dieser dient jedoch nicht als Renditetreiber sondern als Sicherheitsbaustein. Aktien und Anleihen haben eine gute – man spricht von einer – Korrelation, d. h. sie verhalten sich gegenläufig. Sofern der Aktienmarkt lapidar ausgedrückt in den Keller geht, steigt im Gegenzug der Wert von Anleihen. Umgekehrt gilt natürlich, dass Anleihen recht schwach sind, wenig Rendite abwerfen, wenn die Aktienmärkte steigen. Der ETF soll als Beimischung also für etwas mehr Sicherheit im Depot sorgen.

Hier ist das Mischungsverhältnis dann schon ein anderes. Für das Verhältnis Aktien:Anleihe wird eine 70%:30%-Aufteilung empfohlen. Wer es riskanter möchte, kann auch 80%:20% nehmen.

Dadurch ergibt sich für die Aktien-ETFs eine neue Verteilung (in () die Werte bei einer 80%:20%-Verteilung).

– MSCI World = 49% (56%)
– MSCI Emerging Markets = 21% (24%)
– Euro-Staatsanleihen = 30% (20%)

Experten-Version

Die letzte Version möchte ich nur kurz anstreifen und auf entsprechende Beispielseiten verweisen. Der Grund: die Aufstellung ist sehr detailliert und je nach Broker und ggf. Mindesthöhen bei Sparraten nur schwer erreichbar, da man höhere Summen einzahlen muss.

Eine mögliche Aufstellung kann sein

Aktien
– MSCI USA
– MSCI Europa
– MSCI Pacific in / ex Japan
– MSCI World Small Caps (kleinere bis mittlere Unternehmen)
– MSCI Emerging Markets

Anleihen
– Euro-Staatsanleihen, kurzläufig
– Euro- oder Deutsche Unternehmensanleihen, mittelfristig

Man kann schon erahnen, dass bei einer Verteilung von 70% Aktien: 30% Anleihen in den Unterpositionen der einzelnen MSCI-ETFs deutlich kleinere Anteile entstehen, die ggf. mit Anlagebeträgen von z. B. 200,00 € nicht abgebildet werden können.

Die Verwandtschaft abholen

Zum Schluss noch ein paar Worte zur lieben Verwandtschaft. Es empfiehlt sich diese rechtzeitig, vor Geburt des Nachwuchses, zu dem Thema ins Boot zu holen. So verhindert man, dass diese voreilig evtl. die Renditekiller für die Kleinen abschließt.

Das Vorgehen (eine mögliche Umsetzung)

Schritt 1: Erstmal einen Überblick

Verschaffen Sie sich zu erst einen Überblick über evtl. Geldgeschenke und machen Sie sich Gedanken, welches Geld und wieviel Sie für den Nachwuchs anlegen möchten.

Schritt 2: Notwendige Dokumente besorgen oder abwarten

Ob Sparbuch oder Wertpapierdepot. Um eines kommen Sie nicht herum: Sie müssen die Ankunft der Geburtsurkunde abwarten. Je nach Kreditinstitut und Wertpapierbroker kann es dann noch notwendig sein, die Steueridentifikationsnummer des Kindes abzuwarten.

Schritt 3: Sparbuch oder vergleichbares eröffnen

Die Eröffnung eines Sparbuches ist recht einfach. Erste Institute bieten dieses bereits online im Webbanking an. Ansonsten heißt es den Berater kontaktieren.

Schritt 4: Depot eröffnen

Wenn Sie sich für ein Wertpapierdepot für Minderjährige entscheiden, wird es schon etwas komplizierter. Vorab sollten Sie sich einen Überblick über Anbieter und deren Sparpläne verschaffen. Dieser Artikel kann hier keine Empfehlung aussprechen. Am Ende des Artikels finden Sie jedoch eine kleine Übersicht – ohne Anspruch auf Vollständigkeit!

Für die Eröffnung ist jedoch wichtig, dass Sie mindestens folgende Dokumente – meist reicht eine Kopie – zur Verfügung haben:

  • Geburtsurkunde des Kindes
  • Ihre Geburtsurkunde (bei Verheirateten bzw. eingetragenen Lebensgemeinschaften meist auch die des Partners)
  • evtl. Heiratsurkunde
  • Steueridentifikationsnummern (des Kindes, Ihre und ggf. die des Partners)
  • Photokopien der Personalausweise, Vorder- wie Rückseite (von Ihnen und dem Ihres Partners)

Die Erstellung des Depotantrages ist in der Regel online möglich. Dennoch bleibt die persönliche Identifikation. Diese ist je nach Broker per

  • Post-Ident-Verfahren
  • Filial-Legitimation oder
  • Video- bzw. Web-Ident-Verfahren

möglich. Gerade die beiden ersten Verfahren sind, sofern der Nachwuchs gerade erst geschlüpft ist, oftmals nicht ganz so einfach zu realisieren, wenn der Partner mit dem Neugeborenen noch nicht mobil ist.

Hier kann folgendes helfen:

Setzen Sie eine Vollmacht im Namen Ihres Partners auf, der Sie bevollmächtigt in beider Namen ein Depot zu eröffnen. Es ist ratsam in der Vollmacht sowohl den kompletten Namen, Anschrift als auch die Personalausweisnummer beider aufzuführen. Selbstverständlich sollte die Vollmacht von Ihrem Partner unterschrieben sein.

Bitte beachten Sie: es kann hilfreich sein und der Antrag geht durch, es muss jedoch nicht. In dem Fall bleibt Ihnen nur, dass Ihr Partner samt Kind nachträglich das jeweilige Identifikationsverfahren durchführt.

Schritt 5: Sparpläne einrichten

Wenn alles erfolgreich war, haben Sie innerhalb von ein paar Tagen alle Unterlagen zum neuen Depot vorliegen. Jetzt heißt es nur noch, die Sparpläne anlegen.

Dieser Artikel kann und will keine Empfehlung einzelner ETFs geben, da je nach ETF-Anbieter und Broker kleine Unterschiede vorhanden sein können, z. B. was die Zusammensetzung des ETFs betrifft oder ob diese als kostenlose Sparpläne angelegt werden können. Einen guten Überblick und viele Informationen samt Verknüpfungen zu Brokern finden Sie auf der Webseite von „justETF“ – der Link findet sich am Ende des Artikels.

Schritt 6: Geldgeschenke

Für den Fall, dass es für die lieben Kleinen erwartete oder unerwartete Geldgeschenke gibt, die Sie ebenfalls anlegen möchten, hier ein Tipp:

Legen Sie diese einfach als z. B. einmalige Erhöhung des Sparplans zur nächsten Ausführung an. Viele Broker bieten die Möglichkeit eingerichtete Sparpläne anzupassen.

Hinweis: Bitte beachten Sie, dass je nach Sparplanhöhe einige Anbieter ggf. eine Ordergebühr verlangen. Bspw. sind ETF-Sparpläne für ComStage-ETFs beim Sbroker bis max. 500,00 € pro Sparplan kostenlos, ab 501,00 € werden 2,5% Oderkosten berechnet.

Die Einzelorder von ETFs ist oftmals nicht sinnvoll, da in dem Fall meist Orderkosten anfallen, die gerne auch mal 10,00 € hoch sind. Erst ab einer Orderhöhe von 1.000,00 € und mehr lohnt es sich.

Beispiel einer Umsetzung

Abschließend ein eigenes Umsetzungsbeispiel.

Wir haben uns entschieden das Kindergeld für unsere Tochter monatlich per ETFs in einem Wertpapierdepot anzulegen. Hierbei haben wir die einfache Version gewählt:
70% (140,00 €) gehen in einen MSCI World
30% (60,00 €) in einen MSCI Emerging Markets

Als Anlagehorizont gilt für uns 18 Jahre, so dass das Depot pünktlich zur Volljährigkeit gefüllt an unsere Tochter übergeht.

Um zumindest eine Planungsgröße zu haben, gehen wir pessimistisch ran und kalkulieren mit einer Rendite von 4% pro Jahr.

Nach 18 Jahren würde das bedeuten, dass wir so rund 62.900,00 € für unsere Tochter angespart hätten. Dabei fließen 43.200,00 € an Einzahlungen durch das Kindergeld in das Depot. Den Rest macht die Rendite mit ca. 19.700,00 € aus.

Aus heutiger Sicht ein solider Start für die Kleine.

Das Ende vom Lied

Das Ziel ist es einen soliden Start für den Nachwuchs zu haben, wenn dieser volljährig wird. Wenn das Kindergeld eine Option ist, ist das sicherlich gut realisierbar. Die Frage, ob der Nachwuchs die gesamte Summe oder einen Teil erhält – z. B. weil die Eltern einen gewissen Anteil als „Schmerzensgeld“ oder „Schadensersatz“ einbehalten möchten – lasse ich für mich aktuell unbeantwortet. Doch allein die Aussicht und das Wissen, dass ein finanziell sicherer Start ins eigene Leben gewährleistet ist, sorgt für (finanzielle) Ruhe und gewisse (perspektivische) Planungssicherheit.

Depotanbieter

Ein beispielhafter Überblick über mögliche Depotanbieter – ohne Rangfolge, kein Anspruch auf Vollständigkeit!

DKB – U18-Depot

ING -Direkt-Depot für Kinder

comdirect -Junior Depot

Sbroker – Minderjährigen-Depot

* es handelt sich nicht um Affiliate-Links o. ä., d. h. ich erhalte keine Provision oder Prämie!

Begriffserklärungen

Börsengehandelter Fonds (Wikipedia)

MSCI World (Wikipedia)

Anlageklassen (Wikipedia)

Beispiele für ETFs

Beispielinformationen der ETFs vom Anbieter ComStage

MSCI World

MSCI Emerging Markets
 

Linksammlung

Kindergeld (Agentur für Arbeit)

Sparrechner (Webseite „Zinsen berechnen“)

justETF (Webseite)